D 1973, 51 Min.
Regie: Friedrich Zimmermann
Mit: Aras Ören, Tuncel Kurtiz, Krikor Melikyan, Güner Yüreklik, Claus Theo Gärtner
Als Franz Naunyn Bürgermeister war in Berlin, war die Naunynstraße nicht die Naunynstraße aber es war eben eine Straße. Im Winter fuhren die Pferdewagen im Matsch versinkend hindurch, zwischen sauren Kohlgerüchen, und wenn du den Kopf hobst, war der Himmel auch schon damals ins Wasser gefallen. Ein Rahmen ohne Bild.
Frau Kutzer, deren Familie aus Ostpreußen zu Franz Naunyns Zeiten nach Berlin zog, lebt heute alleine als Rentnerin in Ihrer Wohnung. Sie wünscht sich genug Macht, um die Welt zu verändern. In die Wohnung über ihr, ist Niyazi Gümüşkılıç eingezogen, der findet, dass jeder das Recht habe, wie die Reichen im Stadtteil Bebek in Istanbul zu leben, und der nie wieder auf sein Recht verzichten mag, koste es ihm sein Leben. Da ist Sabri, der gerne einen Laden eröffnen will, um selbstständig und selbstbestimmt zu arbeiten. Doch er ist an der Tuberkulose erkrankt, wie so viele ausländische Arbeiter wegen der schlechten Ernährung und der schlechten Wohnungssituation und dem ganzen Stress durch das schwere Arbeiten. Wie schlägt sich Halime, die bei Telefunken arbeitet, durchs Leben, während ihr Mann im Gefängnis sitzt? Kazım Akkaya, der Bauarbeiter und Liebling des Chefs, der fleißigste Arbeiter am Bau… Für den Mann aus Inegöl zählt nur das, was in seiner Tasche landet. Ali ist fleißig, und will viel Geld verdienen. Sein Chef weiß, dass Ali nicht weiß, welche Arbeitsrechte er besitzt, und nützt das aus, indem er Ali noch länger arbeiten lässt. Seine Kollegen, wie Klaus, der in Raten sein Auto, seine Musikanlage und seinen Farbfernseher abbezahlt, und jeden Sonntag bei den Eltern bei Kaffee und Kuchen eingeladen ist, nehmen Alis seinen Fleiß übel, anstatt ihn aufzuklären über seine Rechte.
Und die Naunynstraße ist wieder eine Straße, in der sich was rührt. Anders als vor 70 oder vor 80 Jahren. Unbeholfener als damals. Aber du kannst manchmal sehen, was du nicht erwartest. Arbeiter, Naunynstraßenbewohner zusammen beim Bier, beim politischen Streit, unter einer Fahne Kopf an Kopf. Und wenn türkische oder griechische Bewohner der Naunynstraße merken, dass man ihm sein Recht nimmt, greift er zu Bleistift und Papier und packt aus bei der Zuständigen Stelle, was in ihm rumort. „Herr Fabrikakollege. Ausländer schlecht Du sagen, warum? Ausländer sagen, Deutsche schlecht, warum? Ich Mensch, du Mensch. Du Arbeiter, ich Arbeiter. Wir machen zusammen Geld für die Fabrikadirektör.“
Anschließend Gespräch dem Regisseur Friedrich Zimmermann, der Redakteurin Annette Dietrich und den Schauspielern Claus Theo Gärtner, Renate Koehler, Krikor Melikyan, Güner Yüreklik.
Vorstellung:
So, 04.09., 14.00 Uhr Eiszeit Kino – TICKET KAUFEN