ALMANCI!

Almancı! – 50 Jahre Scheinehe
31. August – 31. Oktober 2011
Gegen die Leinwände – 50 Jahre 50 Filme!

Anlässlich des 50. Jubiläumsjahres des Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik und der Türkei zeigt das Ballhaus Naunynstrasse im Rahmen des Festivals Almancı! – 50 Jahre Scheinehe insgesamt mehr als 50 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme.

Eröffnet wird die Filmreihe mit zwei Filmen von Fatih Akın: Seinem persönlichsten Film Wir haben vergessen zurückzukehrenin Anwesenheit des Regisseurs Fatih Akın und den beiden Protagonisten des Dokumentarfilms, seinen Eltern Hadiye und Enver Akın – und dem Episodenfilm Auf der anderen Seite, ebenfalls in Anwesenheit des Regisseurs sowie der Schauspielerin Hanna Schygulla.

Einen Schwerpunkt bilden türkische Spielfilmproduktionen aus den 1970er und 1980er Jahren zum Thema deutsch-türkischer Arbeitsmigration. Filme wie Dönüş von Türkan Şoray (Die Rückkehr, 1974) oder Gurbetçi Şaban von Kartal Tibet (Şaban der Fremdling, 1985), die erstmalig dem deutschsprachigen Kinopublikum zugänglich gemacht werden, zeigen vor allem das klassische Bild des Almancı/Deutschländers aus türkischer Sicht. Im Programm sind aber auch Werke wie Almanya Acı Vatan von Şerif Gören (Deutschland, bittere Heimat, 1978), die bereits damals alternative Erzählbilder zur Migration entwarfen und heute zu den Klassikern der türkischen Kinokunst zählen.

Eine völlig andere Perspektive auf die Arbeitsmigration ermöglichten dagegen Werke von jungen deutsch-türkischen RegisseurInnen vor allem aus der zweiten Generation, die ab Mitte der 1990er Jahre die deutsche Kinokunst wesentlich mitgeprägt haben. Filme wie Auslandstournee (Ayşe Polat, 1999) oder Ich Chef, Du Turnschuh (Hussi Kutlucan, 1998) entwarfen Bilder für Migration abseits vom Opferdasein und stellten eine Zäsur dar in der cineastischen Darstellung des Almancı.

Ein weiterer Programmbereich widmet sich den Kurzfilmen dieser jungen FilmemacherInnen-Generation. Als Vorboten einer neuen Welle, zeigen sie beispielhaft, warum ihre späteren Werke nicht nur neue cineastische Ansätze entwickelten, sondern auch das Potential hatten im Mainstream anzukommen, wie bei Fatih Akın.

Die Filmreihe beinhaltet auch herausragende Dokumentarfilme, die der medialen Darstellung der deutsch-türkischen Arbeitsmigration mit ihren alternativen Lesarten neue Impulse gaben. Alamanya Alamanya Germania Germania (Hans A. Guttner, 1979) und      E 5 – Die Todesstrecke (Tunçel Kurtiz, 1978) stehen beispielhaft dafür.

Den Abschluss bildet der Stummfilm Das Fest der schwarzen Tulpe von Muhsin Ertuğrul und Marie Luise Droop aus dem Jahr 1920, der im Ballhaus Naunynstraße mit Live Klavierbegleitung zu sehen sein wird.

Die Filmreihe Gegen die Leinwände zeigt mit insgesamt mehr als 50 Filmen, was das gesellschaftliche Bilderrepertoire in Bezug auf die deutsch-türkische überhaupt beinhaltet, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszufinden, Brüche zu erkennen und eine Entwicklung zu beschreiben.

Begleitet wird das Filmprogramm von zahlreichen Gesprächen mit RegisseurInnen und SchauspielerInnen.